Die erste Interviewreihe fand im Winter 2020 direkt nach dem Kolloquium I auf die Vorbereitung für den (gecancelten) Event «HKB geht an Land» statt. Um weiterzukommen, habe ich basierend darauf semistrukturierte Interviews mit weiteren Proband*innen geführt (zweite Phase der Interviews, Frühling 2020). Um diese und die Erträge daraus greifbarer zu machen erstellte ich die Visualisierung (Abbildung unten). Inhalt sind die Zuordnung wichtiger Details wie Alter, Geschlecht, Personengruppe und Kernaussagen. So konnte ich weitere Schlussfolgerung festhalten und Blind Spots ausmachen*.
Während der Arbeit hat sich zudem herauskristallisiert, dass ich mich aktuell nicht mit der Sicht von Tourist*innen auseinander setzen möchte, sondern meinen Fokus auf die Einheimischen richte. Die Gründe: Es waren wegen Covid-19 schlichtweg keine Tourist*innen da, für meine weitere Arbeit waren sie aufgrund der Erkenntnisse aus der ersten Interviewphase nicht mehr prioritär, und zudem wären Gesprächsresultate ohnehin wenig aussagekräftig gewesen, da sich diese Personengruppe als sehr heterogen herausgestellt hat. Trotzdem ist der Tourismus ein zentrales Thema, denn es gibt eigentlich niemanden in Interlaken, der/die damit nicht direkt oder indirekt zu tun hat. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das Projekt zu einem späteren Zeitpunkt auch das Interesse von Tourist*innen ansprechen wird.
*Aus Datenschutzgründen sind die Aufzeichnungen dieser Interviews nicht veröffentlicht. Rückfragen dazu nehme ich gerne entgegen.
Kernaussagen aus Interviews
«Es gibt kein kulturelles Leben/Ausgangsmöglichkeiten für die Einheimischen.
«Früher kamen die Besucher*innen wegen der Kultur/Unterhaltung und dem internationalen Flair nach Interlaken.»
«Einwohner*innen haben keinen Ort, um einfach zu sein.»
«Interlaken hat keine Identität mehr.»
«Die lokale Infrastruktur wird zu einem grossen Teil touristisch genutzt.»
«Die Strecke West- zu Ostbahnhof (1 km) ist zu 100% touristisch ausgelegt. Dazu gehört auch das Dorfzentrum.»
«Soziokulturelle Begegnungsorte sind schlichtweg inexistent.»
«Der Ort, die Gemeinde hat kein oder wenig Verständnis für soziokulturelle Ansätze.»
«Bei der Planung des Öffentlichen-Raumes existiert kein gesetzlich vorhandenes Mitwirkungsverfahren für Sozialarbeiter.»
«Es werden selten Bedürfnisanalysen vor der/während der Planung für Infrastruktur gemacht.»
«Einheimische haben sich damit abgefunden, dass die Tourist*innen morgen ev. schon wieder weg sind, also nie lange bleiben. Dies hat ein Einfluss auf den Umgang mit ihnen. Es macht es z.B. schwierig, in ein soziales Netz zu investieren, von dem Expats und Tourist*innen ein Teil sind. So ist es ebenso beinahe unmöglich, mit ihnen kulturelle Ideen umzusetzen.»