Als ich mich für ein Studium im Master an der HKB (Hochschule der Künste Bern) entschied, tat ich dies mit der Geschäftsidee eine Kreativagentur für Interlaken ins Leben zu rufen. Dies, da ich seit einigen Jahre selbst als Grafiker/Gestalter vor Ort arbeite und mir immer wieder Leute über den Weg gelaufen sind, die auf die ein oder andere Art kreativ waren.
Durch weiteres nachforschen stellte ich fest, dass viele dieser Leute hierher kommen, da sie auf die ein oder andere Art von der Region angetan sind: Zum Teil ist ihre Motivation der Sport (Berge, Wasser, Schnee …). Oder aber sie schätzen einfach die Ausstrahlung des Ortes (die Ungezwungenheit, das in den Tag Leben). Einige bleiben auch einfach hängen, oder sie kommen wiederholt hier in den Urlaub und bleiben dann irgendwann hängen. Diese Bevölkerungsgruppe macht laut Statistik über 30% (1600 Pers.) aus. Meist fehlt dieser Gruppe aber die Mittel oder das Wissen oder ihr kreatives Schaffen ist schlichtweg nicht auf einem genug professionellen Niveau um dies als solches anzubieten. Hinzu kommt als weitere Schwierigkeit die Sprachbarriere.
So gesehen, und in diesem Punkt gebe ich dem HKB-Board recht, macht es aber wenig Sinn eine klassische Agentur, unter diesen Umständen aufzubauen. Ich fischte also wieder im trüben, stellte meine Sensoren und Recherchen soweit das ging wieder auf null.
In der Zwischenzeit sprach jede*r über KI (Künstliche Intelligenz), Roboter und neue Technologien die unter anderem unsere Arbeitswelt verändern können und dies wohl längerfristig auch werden. Was mich dazu brachte, ein Konzept in diese Richtung zurecht zu legen: So müsse es doch euch jemanden geben, der Kreativagenturen in diesem Bereich beraten könne. Doch auch darin sah das HKB-Board zu wenig Potential für eine sinnvolle Geschäftsidee. Oder zumindest zweifelten sie an meiner Expertise in diesem Feld Projekt zu realisieren, rückblickend wohl zurecht.
Nach einem Gespräch mit unserem Studiengangsleiter R. Lzicar entschloss ich mich an der nächsten Präsentation 2-3 mögliche Projektinhalte zu Präsentieren. So entschloss ich mich für A: «Kollektiv» ich ging erneut der Frage nach, was mich im Kern Umtrieb: was sind das für Leute, die sich entscheiden nach Interlaken zu kommen. Was bringen sie mit und was sind ihre Herausforderungen. B: «Fahrrad» ich präsentierte eine Projektidee basierend auf der Tatsache, dass immer mehr Fahrräder weggeworfen oder liegen gelassen werden anstatt repariert. Ebenso hatte ich noch eine dritte Idee C: «Gleitschirm» diese Idee basierte auf der Grundlage, dass es ein offensichtliches Ungleichgewicht in der Art gibt, wie der Gleitschirmmarkt (also der Verkauf dieser) aufgebaut ist (…).
Ich fasse mich kurz: die Idee «Gleitschirm» habe ich aus diversen Gründen, auch politischen, schon gar nicht präsentiert. Die Idee «Fahrrad» wurde zurückgewiesen und die des «Kollektiv» nicht wirklich beachtet. Um ehrlich zu sein, ich fühlte mich nach der Präsentation mehr als Versager denn je. Das wiederholen des Colloquium-1 löste bei mir die Fragen aus «Was mache ich hier eigentlich und warum?» «Was beschäftigt mich so an diesem Interlaken und was erhoffe ich mir zu durch mein Masterdprojekt zu erreichen?» Und das erneute zurückgewiesen werden, war ich gezwungen, meine Rechercheteil zu intensivierten. Es folgten unzählige Gespräche, Interviews und einige Fokusgruppen-Workshops. Unterdessen liefen die regulären Kurse unseres Masterdstudiums und ich war noch nirgendwo mit meiner Projektidee. Nichtsdestotrotz entschloss ich mich erneut anzutreten und so entwickelte ich weiter an meinen Ideen. Da ich wusste, dass mir einerseits die Zeit davon lief und ich anderseits langsam aber sicher keine Nerven mehr hatte, nahm ich zur Absicherung zwei unserer Dozenten als Mentoren in mein Projektentwicklung. Dadurch wollte ich nun auf sicher gehen, dass ich eine tragfähige Projektidee entwerfen konnte. Zudem achtete ich penibel darauf, dass ich dem einer Masterarbeit würdigen Inhalt erstellte. Ich recherchierte in Interlaken, trug zusammen was ich konnte, bündelte eine schlüssige Idee und siehe da: diesmal wurde meine Projektidee gutgeheissen.