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Fokusgruppe

Aus den Kernaussagen der Interviews formulierte ich zwei Thesen:

  1. Das kulturelle Leben ist aus Interlaken verschwunden. Das kulturelle Angebot ist sehr reduziert und v.a. das, was es noch gibt, auf die Bedürfnisse der Tourist*innen zugeschnitten. Kulturelle Angebote für die Einheimischen fehlen.Wie steht es zudem mit der Nutzung der Infrastruktur, die hauptsächlich für den Tourismus erstellt wurde: Gibt es dazu Erfahrungen von Einheimischen (z.B. Nutzung von Hotelanlagen/Bahnen …  )?
  2. Die meisten Tourist*innen bewegen sich in Interlaken in einer für sie erstellten Welt, aus der die Einheimischen immer mehr verdrängt werden (Bsp. Bahnhofstrasse/Höheweg). Die Einheimischen werden darin  zu Statist*innen dieser Welt. Dies führt dazu, dass sie sich Einwohner*innen nicht mehr mit Interlaken identifizieren können, sich nicht mehr zuhause fühlen: Authentizität fehlt, und damit auch Identität!

Wie wird der öffentliche Raum genutzt und wann? Sollte dieser aktiver von euch als Einwohner*innen mitgestaltet werden können, und wenn ja, wie?

 

Zentrale Erkenntnisse

Die Gespräche1 habe ich paraphrasiert. Dazu habe ich aus den Aussagen folgende vier Kategorien gebildet: Allgemein zutreffend, Treffpunkte, Freizeit und Leistungserbringer, um sie grob zu gruppieren. Dass immer auch eine Durchmischung der Lebensbereiche stattfindet, ist wiederum ein spannende Erkenntnis.

 

Zentral sind die folgenden Punkte, auf die ich im kommenden Projektverlauf den Fokus setzen möchte:

  • Es existieren für die Einwohner*innen nur begrenzt Begegnungszonen auf dem Bödeli. Aufgrund der touristischen Entwicklung sind die Möglichkeiten, sich zu treffen, immer weniger geworden.
  • Es fehlt an Orten in der Stadt, an denen man einfach sein kann, ohne zu konsumieren.
  • Angebote/Veranstaltungen gibt es viele. Doch haben diese meist einen kommerziellen Fokus.
  • Die Angebote sind zudem ökonomisch wie ökologisch nicht nachhaltig, das stört vor allem die “jüngere Generation” (20-30J).
  • Das gesunde Fundament, worauf der Tourismus in Interlaken ursprünglich gebaut war, ist beschädigt. So ist keine nachhaltige (Tourismus-)Zukunft möglich, an der auch Einheimische interessiert wären.
  • Nicht die Anzahl der Touristen ist das Problem, sondern ihre Art.
  • Leistungserbringer setzen auf “Grossnetz-Taktik”, anstatt eine Langzeit-Strategie zu verfolgen, schröpfen sie den Tourismusmarkt, bis nichts mehr geht.

Ich hatte mir nun mehr Klarheit verschafft über die Situation vor Ort und die alltäglichen Probleme, welche die Einheimischen umtreiben. Gleichzeitig hatte ich festgestellt, dass es sich bei den “Einheimischen” in Interlaken um ein sehr heterogenes Biotop handelt: So mischen sich herangezogene “Touristen” aus allen Ländern, die Interlaken als ihre Wahlheimat bezeichnen, mit hier geborenen und nie gereisten (…). Auch diese Tatsache birgt ein grosses Konfliktpotential in sich.

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